Das Duo „ThoMo & the koi“, Monika Weissenberger (Gesang, Handpan, Gitarre) und Thomas Raich (E-Bass), eröffnet das Fest und streut in die folgenden Vorträge ihre Songs ein. Nachdenklich beispielsweise die lyrischen Worte, die die Veränderung im Viertel beschreiben. Da greift ein „Ungeheuer nach Mensch und nach Gemäuer“… Ein Schelm, der nicht an Gentrifizierung denkt.
Endlich öffnet sich die Bühne für die Dichtenden: Putzen ist unpopulär, aber nach Astrid Sherina Schapers augenzwinkerndem Putzgedicht greift das Publikum bestimmt genauso leidenschaftlich wie sie zum Feudel.
Apropos Leidenschaft: Stell dir ein Liebespaar vor, eng umschlungen auf dem Gehsteig in einer lauen Frühlingsnacht. Zufällig und liebevoll hat Michaela Hug-Szajer die beiden beobachtet. Dabei schwelgt sie in ihren eigenen zarten Erinnerungen. Hach!
Angela Petermann findet lebenskluge Reime, die man sich eins zu eins an den Spiegel klemmen möchte. „Gestalt dein Leben aus dem Herzen, entfach in dir 100 Kerzen.“ Oder „Dein Leben ist ein toller Plan, handle bewusst geh stets voran.“
Eine kurze, sehr feine Ode an die Schönheit, vor allem an die, an der man achtlos vorbeigeht, trägt Wolfgang Seibert vor. Und ich finde, das kleine Gedicht ist selbst so eine Schönheit!
Brigitte Obermaier nimmt uns auf einen Ausflug zu einer possierlichen Hasenschule mit. Und sie hat einen frischen Strauß Narzissen mitgebracht. Da kommt Osterstimmung auf!
Hans Senningers Tanz-Potpourri hat moderne Gesellschaftstänze gekonnt verknüpft, und Monika Weissenberger zupft spontan ein paar Akkorde dazu. „Wechselschritt, Wechselschritt, seitwärts und zurück.“ Ich versuch erst gar nicht, meine Füße stillzuhalten.
Die unberechenbare Weltlage geht an der Poesie nicht vorbei. Und so ist Pascal Hilgendorfs Friedens-Rap Wunsch und Aufforderung zugleich und erntet viel Zustimmung.
Wie eine lebende Infografik hat sich Johannes Rzepka selbst zwischen je einem Foto von Krokus und Colchicum (Herbstzeitlose) platziert:
Zwischen Krokus und Colchicum wohn ich im Lichtland.
Zwischen Colchicum und Krokus halte ich Schneeschlaf.
Zwischen beiden Zwiebeln ruhe ich herbstlos.
Das Phänomen der einzelnen Socken beschäftigt Margot Häger schon seit letztem Jahr. 10 Socken-Singles, herausgerissen aus ihrer traditionellen Paarbeziehung, treiben es in dem temperamentvoll vorgetragenen A-capella-Tango bunt, gemustert und gestreift. Was für ein köstliches Durcheinander!
Einen poetischen Bildungs-Shot verabreicht uns Alexander Gressmann. Woher der Limerick kommt, erklärt er stilsicher per Limerick.
Ein Lehrer, der einen Schüler schlägt? Das geht (im realen Leben) gar nicht. Im hinterfotzigen Poesiestückl „Die Sprechstunde“ von Lothar Thiel schaukeln sich die Gewaltfantasien von Lehrer und Papa jedoch höchst lustig hoch.
Unruhig streift die Göttin Demeter durchs kahle Land; ihr steht Dionysos gegenüber und verheißt Überfluss, doch erst die goldene Sonne vertreibt die Trauer der Göttin. Max Bauer hat sein Frühlingspoem mit reichen Bildern aus der griechischen Mythologie gespeist.
„Gib mir ein Zeichen“ lautet Madalina Sora-Dragomirs drängende Bitte an den abwesenden Geliebten. Zu ihrer aufgezeichneten Stimme tanzt sie – sinkt verzweifelt zusammen, irrt suchend umher und galoppiert wie ein Reh, bis die Worte und die Bewegung ineinander in Ruhe verschmelzen.
Noch den Klang der Handpan im Ohr, brechen jetzt die Teilnehmenden zu einer Besichtigung des frischgebackenen Archivs und der Ausstellung auf. Claudia Westhagen liest spontan einige Highlights der Ausstellung vor.
Stimmen danach: „Es war eine würdevolle Einweihung“, „Schee wars“, „Die Ausstellung muss man sich in Ruhe anschauen“ (sie läuft noch bis zum 13. April) Zu guter Letzt freuen wir uns auf die Finissage am 13. April mit Poesie-Bühne, Body-Painting und Tanz-Performance.
Münchner Merkusr: Im Herzen ein Tanz
Ausstellung: Sa, 22.3. bis Sa, 13.4. 2025, Öffnungszeiten Mo–Fr 11–16 Uhr Außerdem können über info (at) poesiebriefkasten.de Führungen mit einem Mitglied der Poesieboten e.V. vereinbart werden.