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Poesie-Briefkasten
Wirtstraße 17
81539 München


10 Jahre Poesiebriefkasten

Am 15. September 2023 machte der Poesiebriefkasten das erste Mal die Klappe auf für Poesie. Jetzt gibt es ein buntes Jubiläumsjahr.

Der Theater-Spaziergang „Jedamo" zum Nachglühen. 20seitige Dokumentation mit vielen Fotos und Soft-touch-Umschlag. Erhältlich im Stadtteilladen, Tela 113  oder per Post (Schutzgebühr 3,50). Bestellen unter info (at) poesiebriefkasten.de


Im Rahmen des Theater-Spaziergangs „Jedamo" findet an der Ruine des Uhrmacherhäusls in München-Giesing eine Versteigerung statt. Das Publikum bietet mit. Mit Gspusi-Musi.




München schillert

Gedichte aus dem Poesiebriefkasten von 111 PoetInnen; Euro 14,90; Taschenbuch; Erhältlich bei amazon, Smart+Nett oder Ihrem Buchhändler; Infos


Poesie-Walk im Angesicht der Sünde

Etwa 40 Teilnehmende haben sich am 18. Februar zu einem Rundgang in den historischen Räumen der Villa Stück getroffen. Beim Poesie-Walk unter dem Motto „Winter, Ciao“ soll dem Winter-Blues und allen anderen bösen Geistern mit einer geballten Ladung Poesie der Kampf angesagt werden.

Gleich zu Beginn im Vestibül verabschiedet sich Michaela Hug-Szajer in ihrem charmanten Mundartgedicht von dem „driabn“ Winter-Blues. Mit ihrem Gedicht, das sie bereits 2015 an den Poesiebriefkasten geschickt hat, hat sie auch den Anstoß zu dem Motto gegeben.

Der Winter ist ja als Zeichen der Trauer der griechischen Göttin Demeter auf die Erde gekommen. Nichts soll blühen solange die Fruchtbarkeitgöttin um ihre entführte Tochter weint. Max Bauer in goldenem Umhang mit Lorbeerkranz präsentiert während seiner Rezitation sein Gemälde der Untröstlichen. So wird der Dichter in der Musikbibliothek selbst zum Gesamtkunstwerk.

Auch Poet Lothar Thiel führt den Winter auf die alten Griechen zurück, allerdings auf den Götterchef Zeus, der mit den unterschiedlichen Jahreszeiten die Launen seiner Göttergattin Hera befriedigen wollte.

Nicht die Bewohner des Olymps, sondern eine Etage höher, die Gestirne im Weltall beschwört Chris Uray selbst in Silber gewandet. Schließlich ist die Decke des Raums mit Sternbildern verziert.

Weiter führt uns Hans Senninger in das Damenzimmer vor ein exquisites Gemälde mit Nackerten, wo er den Giesinger Librettisten Karl-Heinz Hummel ankündigt. Doch nein, dieser ist heute als Friedrich Panzer (1870–1956) hier, ein Architekt in Regierungsdiensten, dessen Hobby die bayrische Sagenwelt war. Unter anderem hat er die Geschichte von der Nixe Rockadirl überliefert, die der Hummel-Panzer sehr lebendig zum Vortrag bringt.

Weiter geht’s in Stucks Wohnzimmer wo Elfi Hafner-Kosenberg ein schauriges Treffen von Moorgeistern beschreibt, so schön, dass man gleich mittun will.

Vor einigen Faunenbildern hat sich Brigitte Obermaier platziert und verliest ein Interview, das sie ­– wer sagts denn – mit einem Faun geführt hat. Den hat sie auch hübsch gezeichnet und lässt das Bildnis herumgehen.

Dann geht’s eine Etage höher ins alte Künstler-Atelier zu dem verführerischen Bildnis „Die Sünde“. Hier verklickert uns der Senninger Hans sehr ernst, dass es in der Villa Stuck nachts spukt. Wers partout nicht glauben will, braucht sich nachts ja nur einsperren zu lassen. In den angrenzenden Räumen sind Teile der aktuellen Ausstellung „Mehrfamilienhaus“ der Künstlerin : Alice Rekab zu sehen ist. Hier zieht uns Herbert Hanko trotz Heiserkeit mit einem Rilkegedicht in den Bann.

Im nächsten Raum ist das Publikum gefragt: Zum Mitmachen animiert Wolfgang Seibert, der in einer Hand eine Sambarassel schwingt mit der anderen Hand – ganz die Queen ­– winkt, während er Zeilen über die Schönheit aufsagt und dabei auf Putzlappen herumrutscht und die Dielen wienert. Das hält geistig fit und die Lahmheitsgeister fern. Der Heini Almstätter trägt dann eine steinige Geschichte der Feuersteins vor und schließlich singen alle bei „Marmor, Stein und Eisen“ mit. „Whaam wahamm whaham wam“.

Richtig crazy wird’s jetzt im Kinderzimmer. Katharina Ott beschreibt erst den Schreibwahn und dann Schmetterlinge im Bauch so treffend, dass der einige der Zuhörenden eifrig nicken.

Doris Benz Gedicht ist dagegen recht gemächlich – ist es doch aus der Warte eines alten Stiegenhauses geschrieben, das Kindheit, Liebe, Leben und Tod seiner Hausbewohner überdauert. Dazu passt der bauchige Korbkinderwagen aus der Ausstellung. Neben den platziert sich Franz Josef Herrmann strumpfsockig und liest in atemraubenden Tempo eine spannende Amour-Fou-Story, die in Schleswig-Holstein spielt. Ganz benommen davon stolpern wir wieder ins Atelier. Das Braunkehlchen wurde zum Vogel des Jahres gewählt, doch von wem und warum? Wurden die Beteiligten überhaupt gefragt, waren sie wie die Zugvögel nicht gerade unterwegs. Fragen über Fragen, die Richard Maresch aufwirft, die uns nachdenken und schmunzeln lassen. Dann erfreut uns Astrid Sherina Schaper mit einem kurzen herzerfrischenden Liebesgedicht.

Zum Abschluss treffen sich alle auf der Terrasse im Garten, wo die allerletzten trüben Gemütswolken vom Sekt verschluckt werden. Dass manche der geköpften Flaschen offenbar noch aus der Zeit des Franz von Stuck stammen – wen störts?

Die Poesieboten danken dem Museum Villa Stuck für die wunderbare Location, Katharina Ott und Katharina Schweissguth für die Fotos, allen beteiligten Poeten und Poetinnen für ihre Beiträge und besonders Hans Senninger, der das Ereignis feinfühlig geplant und uns zielsicher durch die Räume geführt hat.      ks

Auf Radio Lora gibt es etliche herrliche Orginalvorträge zum Nacherleben

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