Madalina Sora-Dragomir wirft zu Beginn ein Alltags-Flashlight zwischen ungeputzte Schuhe und Kriegserklärungen, zwischen Liebe und Hass.
Ana Lopez hypnotisiert uns mit einem Schlangensonett auf Spanisch und Deutsch und erfreut uns später noch mit einer federleichten Amaryllis.
Max Bauer würdigt am heutigen Tag der Erde die Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, die kostbar und zerbrechlich ist – eine blaue Perle.
Einen noch universelleren Bogen spannt Chris Uray zu Gaia, der Erde, geboren aus dem Chaos. Nebenbei hantiert Chris mit dem Mikrofon, um wieder eine zauberhafte Radio-Lora-Sendung vorzubereiten, in die einige der lyrischen Beiträge einfließen werden.
Zurück im täglichen Leben fragt sich Astrid Sherina Schaper, warum denn gerade immer die letzten Zentimeter so schwer zu bewältigen sind. Hilfe gibt es vom „Du“ und glücklich, wer ein solches „Du“ ansprechen kann.
Zur Baumaktion liest Patricia Colchado vom „Baum in mir“. Doch was ist, wenn dieser Baum seine Wurzeln zwangsweise verlassen hat? Eine Frage, die für mich ab jetzt im Raum schwebt.
Frühlingshaft unbeschwert dagegen hangeln sich die Zeilen von Ute Mangold von Ast zu Ast und erzählen von pustenden Kuchen und Kätzchen auf Palmen.
Heiter geht es weiter: ein Mailüfterl weht uns aus dem Gedicht von Hans Senninger an und bringt uns zum Kudern (das heißt kichern auf Bairisch), denn Bairisch ist dem Jedamo-Autor sein Lebenszweck.
Völlig zweck- und sinnfrei, dafür zum großen Vergnügen des Publikums, spinnt schließlich Walter Grassl mit der Silbe „or“ herum, zum Ausgleich gibt’s später noch eine streng wissenschaftliche Einführung in die Forstologie.
Auch die Technik spinnt – zum Glück, denn daher ist Höhepunkt des Nachmittags ein mitreißend-feuriger A-Capella-Rap, vorgetragen von Kati Ziegler und ihrer vierjährigem Tochter Lea. Wow!
Davon beschwingt spazieren wir zum Weißenseepark – endlich Zeit zum Reden ohne Einschränkungen. Mit viel Detailliebe hat Renate Eggenreich die Poe-Tree-Aktion vorbereitet bei der Gedichte, kopiert auf eigens importiertes wasserfestes Papier, an Bäume gehängt werden. Bereitwillig schwärmen jetzt die Teilnhmer*innen aus und bestücken die Bäume mit Gedichten.
Spazierende können sich in den nächsten Wochen an der Poesie im Parks erfreuen.
Vielen Dank ans Nachbarschaftstreff Giesing, besonders an Kerstin Beug, die mit der tatkräftigen Unterstützung von Alexander Macura alles so wunderbar vorbereitet hat, danke an Madalina und Chris für die Fotos und danke an den Verein „Treffpunkt Philosophie e. V.“ für die Initiative zum „Langen Tag der Erde“.
Für die Aktion "Poe Tree" werden weiter Gedichte gesucht. Schickt sie an: Poesiebriefkasten, Wirtstr. 17, 81539 Münche