... also, am Mittwoch waren wir um 14 Uhr bei der verrückten und vielseitigen Künstlerin und Power-Frau, (auch Brillensammlerin für den guten Zweck) Chris Bleicher in ihrem „crazy“ Atelier. Über eine Stunde lauschten wir entzückt den Erzählungen über ihre Kunst. Sie stellte uns ihre meist großen Bilder, Skulpturen, Särge und Urnen vor, – alles quietschebunt – , schillernd, ausgefallen und lustig, interessant. Sie selbst schimmerte ganz in Black mit viel Silber und einem halben Arm voll mit Armreifen. Dazu trug sie türkise Spitzenhandschuhe. Für mich ist sie eine bewundernswerte, superfleißige Künstlerin und auch noch naturbewusst. Es gab Drinks und am Schluss bekam jeder Besucher ein weißes Ahornblatt von ihr.
Danach ging es ins nahegelegene ASZ, wo es sehr „kuschelig“ war. Alle saßen an kleinen Tischen, wie in einem Wiener Kaffeehaus. Es gab Kaffee, Getränke und Gebäck, einige neue Gesichter und Vortragende, proppenvoll.
Gleich drei „Debütanten“ konnten wir heute begrüßen: Helmut Gaber hatte sich mit der Frage auseinandergesetzt, ob man Tiere essen dürfe. Pascal Hilgendorf, 27 Jahre trug einen ergreifenden lyrischen Apell ans Mitgefühl vor. Geet erstaunte alle: Er hatte kein Gedicht vorbereitet. Er ließ sich auf ein Wortspiel mit dem Augenblick ein ...und gewann, vor allem die Herzen der ZuhörerInnen. Soviel Mut steckt an: Angelika Genkin wagte sich. Sie sang a cappella „Palpitare“ – das heißt Herzstolpern – ein selbst geschriebenes Lied, zu einer melancholischen, irgendwie italienisch anmutenden Melodie. Elfie Hafner-Krosenberg ergriff feinsinnig Partei für „alte Besen" und ließ uns an ihren gut beobachteten Eindrücken aus Lyon teilhaben. Hans Senninger widmete, als gelernter Architekt, dem Umbau von Münchner Klohäusln zu Cafés einen ganzen Gedichtzyklus. Um Liebe und Vertrauen drehten sich Doris Benz schöne Verse. Völlig unernst grätschte K-L Kuss mit einer Silben-Viecherei dazwischen. Heidi Mergener trug die gedichteten schonungslosen Selbstzweifel einer Freiberuflerin vor, die lieber Wäsche wäscht als sich endlich an einen ersehnten, anspruchsvollen Auftrag heranzuwagen. Michaela Hug-Szajer ließ ihre Kindheit in Giesing plastisch wiederauferstehen. Es gab viel Applaus und angeregtes Geplauder zwischen den Vorträgen. Die 92-jährige Eva-Maria Birnhäupel-Hoppe, musste nach ihrem Gruß an einen Baum, noch eine Zugabe sprechen, bevor der genussvolle Nachmittag, begleitet von Geets hervorgezauberter Panflöte, ausklang.
Eine fremde Frau sagte zu mir, sie sei schon zu vielen Münchner Angeboten, Lesungen usw. gewesen, aber noch nirgends hätte sie sich so wohl gefühlt und so angenehm unterhalten.
Die Poesieboten bedanken sich herzlich bei Chris Bleicher für die anregende Führung, bei M-net für den Glühwein, bei den ASZ Isarvorstadt und ASZ Harlaching für den wundervollen gemeinsam erlebten Nachmittag und für die köstlichen Poesievorträge bei den Münchner PoetInnen.
Michaela Hug-Szajer und Katharina Schweissguth
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