Nach dem fulminanten Start des poetischen Adventskalenders im U-Bahnsperrengeschoss Silberhornstraße empfängt uns im Karl-Valentin-Geburtshaus in der Münchner Au eine wohltuende Ruhe. Umrahmt von den tiefgründigen Weisheiten des Münchner Universalgenies Karl Valentin (bittschön mit „F“ am Anfang) schlürfen wir – ein überschaubares Grüppchen – Früchtepunsch und Glühwein. Dazu gibt es, von Moni gebacken, einen Tiroler Nusskuchen, sehr locker und aromatisch. Zwischenrein streue ich einen kurzen Jahresrückblick und einen Ausblick aufs nächste Jahr.
Die Dichtelrunde beginnt. Wers nicht weiß: Beim Gedichte-Wichteln (2014 erfunden, hats der Terminus noch nicht in den Duden geschafft) steckt jedes Dichtel ein Gedicht in den Sack und darf sich eines rausfischen, vortragen und sich dann zuhause auf den Gabentisch legen. Tolle Gedichte kamen da zutage. Beispielhaft erwähne ich eines von einem trotzigen Gänseblümchen, das in einem englischen Rasen verharrt. Dann spielt Monika auf der 8(!)-saitigen Ukulele und Thomas begleitet sie mit einer vielköpfigen Rassel. Monika und Andrea erzählen von der Entstehung der Giesinggedichte bei einem Projekt des Kreisjugendrings in der Untergiesinger Färberei. Am Schluss gibts eine allgemeine Vorstellungsrunde, die zu einer sehr vertrauten Gesprächsrunde wird. So berichtet Renate von der Kindheit als Tochter eines steirischen Chefdichters, Pascal von der Zurückweisung seiner frühen Dichtversuche durch die Pflegemama und Karlheinz von den terminlichen Fallstricken einer Vereinsschatzmeisterei. In der entspannten Atmosphäre freuen sich alle auf neue poetische Streiche 2024. Am Ende hat sich Pascals erster Kalendersspruch für 2024 bereits jetzt schon erfüllt: „Wertvoll miteinander umzugehen kostet kein Geld, aber es bereichert die Welt."
Katharina
